Digitalisierung in der Landwirschaft

Wo steht die Landwirtschaft heute?

Digitalisierung, digitale Transformation, smarte Geräte, künstliche Intelligenz… Inzwischen sind diese Begriffe nicht mehr aus den Nachrichten, aus Gesprächen im Alltag oder aus Ansprachen wegzudenken. Jeder Unternehmer möchte digitalisieren oder ist bereits voll dabei. Doch fragt man genauer nach, was sich jeder einzelne unter der Digitalisierung vorstellt, zeigt sich bald ein sehr heterogenes Bild. Für den einen bedeutet digitalisieren schon, einen Computer zu verwenden, während ein anderer bei dem Thema an die Vollautomatisierung des Betriebes denkt und in Roboter investiert. Möchte man sich mit dem Thema genauer auseinandersetzen, sollte man also zunächst über Einsatzmöglichkeiten, Ziele und Risiken lernen, um ein klares Bild von der Digitalisierung zu bekommen. Nur so lassen sich die nächsten Schritte effektiv planen. Auch Landwirte können die Digitalisierung nutzen. Was sich für viele vielleicht widersprüchlich oder unsinnig anhört und viel Kritik einstecken muss, ist dennoch eine Bereicherung für die Landwirtschaft. Innovationen ermöglichen eine deutliche Steigerung der Produktivität, weniger Verwaltungsaufwand und mehr Nachhaltigkeit.

Die Umstände unter denen die Landwirtschaft heutzutage bestehen muss sind herausfordernd: Steigende Qualitätsanforderungen, der Klimawandel, immer intensivere Forderungen nach Tierschutz, internationale Konkurrenz und Vergleichbarkeit und zunehmender Preisdruck. In diesem Kontext und teilweise auch Spannungsfeld sind neue Lösungen gesucht, um als landwirtschaftlicher Betrieb auch in Zukunft bestehen bleiben zu können. Bisher erfolgreiche Lösungen und Prozesse bringen leider nicht mehr die gewünschten Ergebnisse und enttäuschen Erwartungen von Kunden, Partnern und der Gesellschaft. Keine guten Voraussetzungen also für langfristigen Erfolg. Hier kommt die Digitalisierung ins Spiel. Datengetriebene Lösungen, genaues Monitoring rund um die Uhr und die damit einhergehende mutige und rasche Entscheidungsfindung ermöglichen ein zielgerichtetes Handeln trotz all dieser Herausforderungen. Somit ist die Digitalisierung eine Erleichterung und willkommene Transformation für jeden Landwirt. Mit diesem Artikel wollen wir zunächst das Verständnis von Digitalisierung in der Landwirtschaft schärfen, über die Vor- und Nachteile aufklären und Anwendungsgebiete aufzeigen.

Landwirtschaft 4.0

Um das Konzept der Landwirtschaft 4.0 zu verstehen, hilft es, erst einmal eine klare Vorstellung von der Digitalisierung zu bekommen. Die Digitalisierung oder digitale Transformation wird auch als Umwandlung analoger in digitale Werte definiert. Ziele der Digitalisierung sind Autonomisierung, Flexibilisierung und Individualisierung. Sie verändert bereits alle Bereiche unseres Lebens und neue Verfahren und Innovationen bestimmen unseren Alltag. Oft wird das Ganze auch als digitale Revolution oder digitale Wende bezeichnet.

Die Landwirtschaft 4.0, leitet sich von der Industrie 4.0 ab, die durch die Digitalisierung erst ermöglicht wird. Sie ist ein Überbegriff für neue Prozesse und Lösungen und beschreibt moderne, digitalisierte Betriebe. Zum Ziel hat die Landwirtschaft 4.0, durch datengetriebene und internetbasierte Anwendungen, landwirtschaftliche Verfahren zu optimieren. Auch die Messung, Steuerung und Analyse von Abläufen spielen in der Landwirtschaft 4.0 eine entscheidende Rolle. Ein weiterer Begriff in diesem Zusammenhang ist Smart Farming.

Ermöglicht werden diese Fortschritte durch das Internet der Dinge, durch die Automatisierung und KI (künstliche Intelligenz). Das zeigt auch weitere wichtige Merkmale der Landwirtschaft 4.0 auf. Die Vernetzung von Technologien und Systemen untereinander ist Voraussetzung für das Erreichen der „vierten Stufe“ in der Landwirtschaft. So können zum Beispiel Bewässerungssysteme mit dem Wetterdienst verknüpft werden, um den Wasserverbrauch zu reduzieren und trotzdem eine ausreichende Bewässerung zu gewährleisten. Darüber hinaus hilft Big Data, also das Sammeln und Analysieren von Daten im großen Rahmen, den Landwirten bestmögliche Entscheidungen auf Grund von Daten zu treffen. Diese datengetriebene Entscheidungsfindung ist eine große Erleichterung für den Arbeitsalltag und erhöht die Produktivität.

Warum sollte die Landwirtschaft überhaupt digitalisieren?

Das alles klingt noch nach Zukunftsmusik und Science Fiction Filmen? Inzwischen ist die Digitalisierung jedoch bereits weiter vorangeschritten als die meisten gerne wahrhaben wollen. Auch für Landwirte wird es höchste Zeit, über nächste Schritte nachzudenken und sich mit der digitalen Transformation auseinanderzusetzen.
Warum das so wichtig ist, erklären wir Ihnen hier. Durch die Digitalisierung lassen sich vor allem auf lange Sicht Kosten und Ressourcen sparen. Natürlich sind am Anfang entsprechende Investitionen nötig, um neue smarte Maschinen oder digitale Verwaltungssysteme anzuschaffen. Doch diese Investitionen zahlen sich schon bald aus. Diese Umsatz- und Produktivitätssteigerung ist einer der wichtigsten Gründe, mit der digitalen Transformation zu beginnen.

Ein weiterer Grund für die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist die Steigerung der Qualität. Maschinen vermindern die Fehleranfälligkeit und arbeiten präziser als Menschen es könnten. Ihre Ergebnisse bleiben immer gleich hoch, da Maschinen nicht von Müdigkeit, Erschöpfung oder Unkonzentriertheit beeinflusst werden, was bei Menschen hin und wieder der Fall sein kann. Das kann man sich zu Nutze machen, um eine gleichbleibend hohe Qualität zu erzielen.

Zusätzlich wird der Arbeitsschutz durch die Digitalisierung besser. Landwirte erfahren durch die neuen Technologien eine deutliche körperliche Erleichterung. Schwere Hebearbeiten können durch Maschinen übernommen werden und auch leichtere, aber monotone Arbeitsabläufe werden durch sie erledigt. Das schützt vor Fehlbelastungen und hat einen weiteren positiven Nebeneffekt, da das Wegfallen von langweiligen Routineaufgaben sich auch positiv auf die mentale Verfassung auswirkt. Roboter und Automatisierungsprogramme bringen so also eine enorme Arbeitserleichterung.

Auch die Verwaltung von Betrieben wird erheblich vereinfacht und verbessert. Hier werden wir im nächsten Abschnitt genauer darauf eingehen.

Einen weiteren Grund, warum sich die Digitalisierung für die Landwirtschaft lohnt, ist im Zuge der New Work Bewegung zu finden. Arbeitszeiten und Arbeitsort werden durch den Einsatz von Maschinen, Robotern und smarter Software flexibler. Landwirte müssen nicht ständig vor Ort sein, sondern können die Maschinen beispielsweise per App von überall aus steuern. Auch Arbeitseinsätze rund um die Uhr fallen durch smarte Geräte weg, die die Aufgaben z.B. in der Nacht selbstständig übernehmen können. Das macht es auch einfacher, Nachwuchskräfte zu finden, ohne die die Landwirtschaft langfristig nicht bestehen bleiben kann. Flexible Arbeitszeiten und -orte, sowie der Einsatz neuer Technologien macht den Beruf des Landwirtes auch für junge Leute wieder interessanter und weckt Interesse und Motivation, im entsprechenden Betrieb einzusteigen.

Zusätzlich verbessert sich das Wohl der Tiere durch den Einsatz von smarter Technologie wie zum Beispiel Fütterungsautomaten. Diese können die optimale Futtermenge und Zusammensetzung bestimmen und ausgeben, sowie nachher passende Analysen erstellen. Auch auf die Umwelt hat die Digitalisierung positive Auswirkungen, was in Zeiten des Klimawandels und Verstärkter Aufmerksamkeit der Gesellschaft besonders wichtig ist. Ermöglicht wird das umweltschonendere Arbeiten z.B. durch Präzisionstechnologie.
Außerdem gibt es viele Programme und Förderungen, die die Digitalisierung in der Landwirtschaft unterstützen. Viele gute Gründe also, den eigenen Landwirtschaftsbetrieb zu digitalisieren. So wird der Betrieb fit für die Zukunft und gewinnt einen Wettbewerbsvorsprung. Dieser bleibt zumindest so lange, bis alle anderen Betriebe auch digitalisieren, bestehen. Es ist besser, hier Vorreiter zu sein, als später hinterherzuhinken und sich von der Digitalisierungswelle überrollen zu lassen.

Vorteile der Digitalisierung in der Landwirtschaft

Im Allgemeinen kann man die Vorteile der Digitalisierung in der Landwirtschaft mit den Begriffen Effizienzsteigerung und Umsatzsteigerung beschreiben. Wir wollen hier jedoch etwas genauer beleuchten, wie dies zu Stande kommt und uns die Potentiale der Digitalisierung im Detail anschauen.

Wie bereits kurz erwähnt, wird die Verwaltung stark vereinfacht. Obwohl die Bürokratie in der heutigen Zeit eher zunimmt, ermöglicht die Digitalisierung eine Erleichterung des Arbeitsaufwandes. Dokumente können automatisch erstellt, versendet und abgelegt werden und es wird weniger Platz für die Aufbewahrung von Dokumenten benötigt. Die Kommunikation mit Behörden etc. kann per Email erfolgen und verringert Wartezeiten und Terminplanung. Diese Beispiele zeigen, wie die Entlastung in der Verwaltung ermöglicht, wieder mehr Fokus auf die eigentliche Tätigkeit zu legen. Das bedeutet für viele Landwirte wieder mehr Spaß an der Arbeit, da Büroarbeiten oft lästig und zeitraubend sind.

Eine weitere Reihe von Vorteilen bringen neue Maschinen, wie z.B. automatische Melk- oder Lenksysteme. Diese Maschinen haben eine eingebaute smarte Software, die die Steuerung übernimmt. Entsprechende arbeiten müssen also nicht mehr manuell erledigt werden. Das spart Ressourcen, da sich Landwirte in der Zeit um andere wichtige Aufgaben kümmern können.

Auch der Einsatz von Drohnen bringt viele Fortschritte für die Landwirtschaft. Vor dem Mähen kann das Feld beispielsweise nach Rehkitzen abgesucht werden und dann sorgenfrei mit dem Mähvorgang begonnen werden. Das sorgt für nahtlose und schnellere Arbeitsabläufe.

Durch die Präzisionslandwirtschaft ergeben sich außerdem Potentiale zur Einsparung von Düngemittel oder Pflanzenschutzmittel. Mit Hilfe von neuer Technologie wird so nur behandelt, wo genau es gebraucht wird und dies in der optimal angepassten Menge. Das hat positive Auswirkungen auf die Umwelt und auf das Kosten des Betriebes.

Zuletzt ist auch das digitale Lernen ein entscheidender Vorteil für Landwirte. Informationen können jederzeit und von überall aus eingeholt werden. Bei Problemen kann so Abhilfe geschafft werden und es muss nicht mühsam nach der richtigen Lösung gesucht werden. Onlinekurse zur Weiterbildung sind außerdem meist um einiges günstiger, als Präsenzlehrveranstaltungen. Auch der Austausch mit anderen Landwirten über die eigene Region hinaus wird durch soziale Netzwerke und Foren erheblich vereinfacht und ermöglicht neue Erkenntnisse und Einblicke.

Zuletzt können Auswertungen einfacher erstellt und abgerufen werden. Hier kommt wieder Big Data ins Spiel und ermöglicht datengetriebene Entscheidungen. Diese sind oftmals konkreter und zeigen die bestmögliche Option zum Handeln auf. Ein Beispiel wären hier Futtermittelanalysen, die digital abrufbar sind und von künstlicher Intelligenz ausgewertet werden und entsprechende Empfehlungen enthalten.

Welche neuen Technologien gibt es für die Landwirtschaft?

Zunächst einmal gibt es eine große Auswahl an neuer, technischer Hardware. Das können Satelliten, die mit GPS arbeiten sein, aber auch Robotik, vielfältige Sensoren oder Drohnen.

Ein Anwendungsbeispiel ist hier das Drohnen-Mapping. Es ermöglicht, Luftbilder von einem Feld zu erstellen und teilflächenspezifische Anwendungen zu planen.

Zusätzlich gibt es im Software Bereich unzählige Neuerungen und sinnvolle Einsatzmöglichkeiten. Apps, die die Hardware steuern und Analysen aufbereiten oder Online-Plattformen zur Vernetzung sind hier eine Möglichkeit. Aber auch Farmmanagement-Plattformen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und erleichtern den Alltag als Landwirt.

Auch eine Mischung aus Hard- und Software, sogenannte smarte Maschinen, sollte man sich unbedingt näher anschauen. Hier wird intelligente Software in die Maschine eingebaut, um diese zum Beispiel automatisch zu Steuern. Fütterungsautomaten oder Hightech Landmaschinen mit Fahrassistenz sind hier weitere Beispiele.

Eine beliebte Umsetzungsmöglichkeit ist hier der digitale (Kuh-) Stall. Das Melken wir von Melkrobotern übernommen, die Inhaltsstoffe der Milch werden dann automatisch gemessen und die Bewegungen und die Aktivität der Kühe wird überwacht und aufgezeichnet. Das steigert das Tierwohl und die Effizienz erheblich, bei gleichzeitig weniger Arbeitsaufwand.

Werden Fachkräfte und Arbeiter durch die Digitalisierung in der Landwirtschaft nun durch Maschinen ersetzt?

Das kommt auf die jeweilige Tätigkeit an. Routineaufgaben, sowohl auf dem Feld oder im Stall, wie auch in der Verwaltung, werden häufig automatisiert und ersetzen so den Menschen. Doch genau das lässt auch neue Aufgaben entstehen, da diese Automatisierungen eingerichtet und gewartet werden müssen. Auch im Bereich der KMUs wird der Bedarf an Fachkräften und Arbeitern wahrscheinlich ansteigen. Durch die Digitalisierung haben vor allem kleine und mittelständische Betriebe wieder mehr Möglichkeiten und bessere Unterstützung. Sie können im Wettbewerb besser mithalten, wenn sie die Potentiale der Digitalisierung nutzen und haben wieder eine Chance gegen große Betriebe. Das ermöglicht eben auch einen steigenden Bedarf an menschlicher Arbeitskraft.

Zahlen zum aktuellen Status der Digitalisierung in der Landwirtschaft

Trotz der vielen Möglichkeiten, die die Digitalisierung für Landwirte bietet, gibt es noch viel aufzuholen. Im deutschsprachigen Raum verwenden beispielsweise unter 10% der Landwirtschaftsbetriebe Systeme zur Präzisionslandwirtschaft und unter 20% der Ackerflächen werden durch Technologie, die GPS gesteuert ist, bewirtschaftet. Nur jeder sechste Landwirt kann sich eine Investition in diesem Bereich vorstellen. Auch Melkroboter sind bisher eher in großen Betrieben im Einsatz. Hier gibt es also noch viel Nachholbedarf. Jüngere Landwirte erkennen die Potentiale der Digitalisierung meist besser und können sich eher vorstellen, hier zu investieren. Es lohnt sich für Landwirtschaftsbetriebe also, deren Perspektive auf neue Technologien anzuhören. In Zusammenarbeit mit den sogenannten Digital Natives lassen sich spannende und sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für die Errungenschaften der digitalen Transformation finden.

Schaut man sich nicht nur den Einsatz spezieller Technologien, sondern digitaler Anwendungen im Allgemeinen an, sieht das Bild schon viel besser aus. Erste Schritte zur Digitalisierung, wie die Erstellung und Speicherung digitaler Dokumente, werden bereits von mehr als der Hälfte der Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt und mehr als ein Viertel plant oder überlegt zumindest, ihren Betrieb zu digitalisieren.

An der Digitalisierung in der Landwirtschaft führ kein Weg vorbei

Auf die Digitalisierung lässt es sich als Landwirtschaftsbetrieb also nicht verzichten. Neben den positiven Auswirkungen auf den eigenen Betrieb, leistet die digitale Transformation, vorausgesetzt sie wird mit einer Strategie umgesetzt, auch einen positiven Beitrag zur Regionalentwicklung. Darüber hinaus wird auch der Tierschutz verbessert und die Umwelt geschont. So sehen Landwirtschaftsbetriebe der Zukunft aus!