Vom ersten Einsatz von Röntgengeräten über Mikroskope bis hin zur modernen Radiotomograpfie: die Humanmedizin war seit je her stets auf die Entdeckung und Verwendung modernster Technologien bedacht. Kaum verwunderlich, bedeutet Innovation im Gesundheitswesen doch, potenziell Menschenleben zu retten – und was könnte wichtiger sein?
Dieser Offenheit gegenüber Neuerungen ist es zu verdanken, dass sich kaum ein anderes Feld so schnell und umfassend wandelt, wie die Medizin, die medizinische Forschung und die Medizintechnik es aktuell im Strom der Digitalen Transformation vormachen. Diese Veränderungen betreffen nicht etwa nur den Einsatz neuer Diagnosegeräte und verbesserter Datenerfassung, sondern bewirken Stück für Stück ein vollständiges Umdenken der gesamten Branche: ein neues, digitales Selbstverständnis hält Einzug.
Warum die Digitalisierung und die Medizintechnik ein Traumpaar sind
Denken wir an die Digitalisierung, fallen den Meisten zuerst digitalisierte Serviceleistungen oder Roboter in der industriellen Fertigung ein; tatsächlich ist es aber die Medizintechnik, die in vielerlei Hinsicht noch stärker für die Digitale Transformation prädestiniert ist, als andere Branchen. Vier zentrale Besonderheiten der Branche machen sie so attraktiv für Digitalisierungsbestrebungen:
Sie verfügt erstens über einen Datenhunger, der problemlos andere Industrien in den Schatten stellt: im Vergleich mit den Datenmengen, die in den Data Lakes der großen Pharmakonzerne schlummern, wirken selbst die BI-Abteilungen der größten Unternehmen wie eine halbvolle Floppy Disk. Das intensive Datensammeln ist eine unweigerliche Folge der wissenschaftlichen Arbeitsweise in der medizinischen Forschung. Dementsprechend groß ist hier das Potenzial, dass ein digitales Wissensmanagement und AI-Gestützte Datenaufbereitung heben können.
Neben ihrem Datenschatz besitzt die Medizintechnik auch durch ihre natürliche Interkonnektivität ein riesiges Digitalisierungspotential. Als Schnittstelle verschiedener Personen (Patienten, Ärzte, Pflegepersonal, Techniker, Unternehmer…) und Geschäftsfeldern (Forschung, Pflege, Medizin, Wellness…) mit höchstem Vernetzungsgrad ist die Medizintechnik ein Feld, dass von allen vier Teilaspekten der Digitalisierung profitiert: der Business Process-, Business Model-, Domänen- und Kulturtransformation. Die Digitale Transformation ist in erster Linie ein soziales Phänomen (welches von der Digitalisierung – also dem dazu abgegrenzten rein technischen Aspekt – vorangetrieben wird) und fällt in einer Branche mit hoher sozialer Komponente wie der Medizin dementsprechend auf fruchtbaren Boden.
Im direkten Vergleich mit anderen Branchen besitzt die Medizin darüber hinaus auch ein höheres Potential für Verbesserungen und neue Erkenntnisse. Vereinfacht ausgedrückt: wir wissen, objektiv betrachtet, verhältnismäßig wenig über den menschlichen Körper. Zwar haben wir im Verständnis seiner Funktionsweisen massive Fortschritte gemacht, aber das menschliche Gehirn etwa ist nach wie vor zu großen Teilen ein absolutes Mysterium. Auch bei der Erforschung von Krankheitsursachen stehen wir in vielerlei Hinsicht noch ganz am Anfang. Ein innovativer Durchbruch ist daher leichter und schneller möglich, einfach deshalb, weil es noch „so viel zu tun gibt“. Ganz anders sieht es hierbei zum Beispiel in der Industrie aus, wo Materialien und Verfahrensweisen bereits bis zum maximal möglichen Optimiert wurden. Ein erfolgreich getestetes, neues Medikament kann problemlos mehrere hundert Prozent effektiver sein als seine Vorgänger; schafft eine neue Smartphone-Batterie im Vergleich dazu 1 % mehr Leistung, ist dies bereits ein riesiger Erfolg.
Ein weiterer, leicht nachvollziehbarer Grund für die hohe Digitalisierungsgeschwindigkeit der Branche ist schlicht ihre Größe: mit über 420 Milliarden Dollar pro Jahr und einem rasanten Wachstum (für 2025 werden bis zu 600 Milliarden Dollar erwartet) ist der Weltmarkt für Medizintechnik ein lohnender Einsatzort für digitale Arbeitsweisen. Denn die dadurch möglichen Steigerungen in Effizienz, Flexibilität und Geschwindigkeit würden sich in den Zahlen der Unternehmen mehr als deutlich bemerkbar machen. Steigen die Gewinnmargen durch Unternehmensinterne Verbesserungen, wie sie die Digitale Transformation verspricht, hängt der finanzielle Nutzen vom Umsatz ab.
Welche konkreten Veränderungen bewirkt die Digitalisierung in der Medizintechnik
Die Medizinwelt wandelt sich immer mehr zum On-Demand Gesundheitswesen. Allgegenwärtige Mobilität als gesamtgesellschaftliches Phänomen verändert auch die Art und Weise, wie wir medizinische Versorgung erleben und nutzen. Die medizinischen Angebote sind jederzeit am Smartphone einseh- und vergleichbar und wo es in der Vergangenheit oft noch nicht einmal üblich war, sich eine zweite ärztliche Meinung einzuholen, werden heute in Sekundenschnelle Leistungen und Preise verglichen und sogar Erfahrungsberichte studiert.
Bereits 2017 gaben die Befragten einer Studie an, dass
- 47 % Ihre Ärzte online finden und vorab auswählen
- 38 % Krankenhäuser und Kliniken online recherchieren
- 77 % Gesundheitstermine online buchen
Ein weiterer Effekt der On-Demand Wirtschaft ist, dass auch Dienstleister heute flexibler und mobiler arbeiten, als dies bisher üblich war. Der Trend geht weg von der eigenen Praxis und hin zu Kliniken und anderen Einrichtungen, die von den jeweiligen Spezialisten in Abhängigkeit von der Nachfrage besucht werden. Das medizinische Fachpersonal ist nicht länger auf eine langjährige, vertragliche Verbindung mit medizinischen Einrichtungen angewiesen, sondern kann sein Know-how direkt und flexible an die Patienten vermarkten. Der Effekt ist eine Nachfrage-Orientierte Verteilung von medizinischer Versorgung.
Eine wichtige Neuerung im medizinischen Sektor ist des Weiteren der umfangreiche Einsatz von Big Data Lösungen. Durch den interaktiven Abgleich von Patienteninformationen mit den bestehenden Datenbanken können etwa mögliche Behandlungsfehler – menschliches Versagen ist die Ursache für die Hälfte aller medizinischen Komplikationen – erkannt und durch entsprechende Warnungen vermieden werden.
Daneben bietet sich die Möglichkeit, durch die Verwendung großer Datenmengen hoch granulare Patientenakten zu erstellen, die perspektivisch sogar die DNA umfassen könnten. Was für Datenschützer ein Alptraum ist, bringt Mediziner vor ungeahnte Möglichkeiten in der Diagnose und Behandlung. Die Auswertung solcher Informationen könnte auf globaler Ebene stattfinden und einen bislang noch unvorstellbaren Sprung in den Behandlungsmöglichkeiten und –Erfolgen bedeuten. Schon heute profitiert zum Beispiel die Krebstherapie – wenn auch in wesentlich kleinerem Maßstab – von den Erkenntnissen, die aus der Auswertung großer Mengen von Patientendaten gewonnen werden konnten. Die datengestützte Onkologie ist heute, dank ihrer hochwertigen Ergebnisse, bereits der de-facto Standard. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Medizintechnik eine der Branchen ist, die am engsten mit Blockchain Technologien verbunden ist. Medizinische Daten würden so sicherer, schneller und mit nachprüfbarer Korrektheit verfügbar.
Auch der Siegeszug von Wearables ist eine direkte Auswirkung der medizinischen Digitalisierung. Fitbits & Co. finden sich an immer mehr Handgelenken und bieten dem Besitzer Einblick in die persönliche Verfassung, demonstrieren Auswirkungen von Lebensgewohnheiten und geben Tipps zur Steigerung des Wohlbefindens. Die Effekte spiegeln sich in der besseren Gesundheit der Träger wider – Wearables lassen uns nachweislich gesünder leben.
Die aus den Geräten resultierenden Daten werden genutzt, um tiefe Einsichten in den menschlichen Körper zu entwickeln und entsprechende Kampagnen zu entwickeln, die von Krankenversicherungen und Gesundheitsämtern nur allzu gerne verwendet werden. Eine solch breite und statistisch signifikante Datenbasis über den Gesundheitszustand der Bevölkerung war noch nie vorher verfügbar. Die Incentivierung positiven Verhaltens durch die Krankenkassen ist ein weiteres beliebtes Mittel, um die neugewonnenen Daten sinnvoll zu nutzen.
Der Mehrwert der Geräte entsteht dabei nicht nur aus der Verfügbarkeit der Daten: die Aussage des Fitbits, dass Sie heute 10.000 Schritte getätigt haben, ist wertlos, wenn sie nicht in Kontext gesetzt wird. Durch zusätzliche Informationen zu Vergleichswerten und dem Abgeben von Handlungsempfehlungen entstehen nachhaltig positive Gesundheitseffekte und durch den unterhaltsamen Charakter vieler dieser Anwendungen ergeben sich außerdem Anreize für gesünderes Verhalten. Wenn auch kein medizinisches Produkt im eigentlichen Sinne, sei hier trotzdem der positive Gamification Effekt des „Pokemon Go“ Spieles genannt, welches vor einigen Jahren tausende junge Leute rund um die Welt dazu animieren konnte, täglich mehrere Kilometer zu laufen.
In der langen Liste der Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien sei zuletzt noch das extrem umfangreiche Thema Künstliche Intelligenz erwähnt: Einerseits ergibt sich hier dank präziserer und in der Menge stetig wachsender Gesundheitsdaten ein Feld ungeahnter Möglichkeiten für den Einsatz von Machine Learning. Vorbei sind die Zeiten, in denen Patienten mit der gleichen Krankheit die gleiche Therapie erhielten und man darauf hoffte, dass diese jeweils gleich gut wirkt. Die Unterschiede in der Veranlagung, dem Lebensstil, der Umwelt, der Vorgeschichte usw. sind einfach zu groß, um solche äußerst groben Behandlungsmethoden zu rechtfertigen, wenn es eine Alternative gibt. Durch moderne Algorithmen lassen sich Medikamente und Methoden bis ins kleinste Detail personalisieren. Höchste Effizienz und geringere Belastung dank maßgeschneiderter Inhaltsstoffe sind das Ergebnis.
Zum anderen wird auch in der medizinischen Forschung der Einsatz von AI forciert, da der Effekt hier besonders deutlich hervortritt: durch künstliche Intelligenz konnte der Entwicklungszyklus für Medikamente um 4 Jahre verkürzt und die Entwicklungskosten um bis zu 60% gesenkt werden.
Denn der Flaschenhals liegt üblicherweise in der Identifikation der richtigen Substanz, um einen Krankheitsauslöser (üblicherweise ein Protein) zu bekämpfen. Das Testen verschiedener Komponenten auf ihre Wirksamkeit konnte bereits dramatisch beschleunigt werden. Die Produktion eines vielversprechenden Medikaments wurde wesentlich einfacher und schneller. Da nur sehr wenige Substanzen je zur Marktreife gelangen – weniger als 5 % – ist die medizinische Forschung eine Wissenschaft, in der Scheitern der Standard ist. Dank künstlicher Intelligenz kann aus diesem regelmäßigen Scheitern jedoch wertvolle Informationen gewonnen werden, die für künftige Experimente und die Weiterentwicklung der AI selbst von unschätzbarem Wert ist. AI sei Dank ist es erstmals möglich, den Wissensschatz von Jahrzehnten von Forschungsergebnissen, die in Schubladen rund um die Welt verstauben, für jedes Projekt zu nutzen.
Es ist kaum Verwunderlich, dass hunderte von Start-Up Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind und auch die großen Pharmakonzerne in großem Stile investieren.
Was bedeuten diese Änderungen für Patienten?
Die Digitalisierung der Medizintechnik ist weiten Teilen ein Segen für Patienten. Sie profitieren erheblich von der umfassenden Personalisierung der Behandlungsmethoden und der besseren Verfügbarkeit, die aus Effizienzsteigerungen und besserer Kommunikation resultiert. Daneben entstehen auch völlig neue Angebote für sie: so ist zum Beispiel die Therapie chronischer Schmerzen durch den Einsatz von Virtual-Reality-Brillen möglich. Die ersten Ergebnisse dieser neuen Behandlungsweise machen Menschen rund um die Welt Mut und stellen ihnen ein Leben ohne Schmerzmittel in Aussicht.
Auch bei psychischen Erkrankungen bietet die Digitale Transformation eine Verbesserung der bisher üblichen Behandlungsweisen: Das Finden eines Therapeuten und die Behandlung selbst können heute digital, durch die Dienste entsprechender Apps, stattfinden. Eine Entwicklung, die insbesondere in einem Land wie Deutschland, das im Umgang mit psychischen Leiden noch etwa 100 Jahre in der Vergangenheit feststeckt, dringend benötigte Hilfe für Betroffene bieten kann. Darüber hinaus profitieren Millionen Menschen weltweit bereits von den Effekten von Meditations- und Wellness -Apps.
Auch bei psychischen Erkrankungen bietet die Digitale Transformation eine Verbesserung der bisher üblichen Behandlungsweisen: Das Finden eines Therapeuten und die Behandlung selbst können heute digital, durch die Dienste entsprechender Apps, stattfinden. Eine Entwicklung, die insbesondere in einem Land wie Deutschland, das im Umgang mit psychischen Leiden noch etwa 100 Jahre in der Vergangenheit feststeckt, dringend benötigte Hilfe für Betroffene bieten kann. Darüber hinaus profitieren Millionen Menschen weltweit bereits von den Effekten von Meditations- und Wellness -Apps.
Gefahren ergeben sich insbesondere für den Datenschutz, denn da Daten das wertvollste Gut eines modernen Unternehmens sind, ist die Sammelwut oft größer als die Sicherheit. Und da es hierbei um hochsensible, persönliche Daten gehen kann, sind die Ansprüche auch entsprechend höher. Der Schaden, wenn durch ein Datenleck meine Spotify Playliste veröffentlicht würde, ist überschaubar. Wenn hingegen der künftige Arbeitgeber im Bewerbungsverfahren Einblick in meine Patientenakte erhalten und mich aufgrund chronischer Erkrankungen ablehnen könnte, ist der Vertrauensbruch um ein Vielfaches problematischer.
Auch Personen ohne entsprechende „Digital-Affinität“ oder Zugang zu entsprechenden Geräten, wie ältere Menschen oder wirtschaftlich schwache Familien, können unter der medizinischen Digitalisierung leiden. Die automatisierte Terminvergabe durch einen Chatbot mit gleichzeitiger Anamnese mag auf den ersten Blick zum Beispiel wie eine gute Idee wirken. Wird die klassische, telefonische Terminvereinbarung in Folge jedoch reduziert, erschwert sich der Zugang für Menschen, die auf diesen Kommunikationsweg angewiesen sind.
Wie verändert sich die Branche aus Sicht der beschäftigten?
Medizinisches Personal, Techniker und Unternehmer sehen sich plötzlich mit empowerten Kunden konfrontiert – Ein Arzt, dessen Umgangston bei Patienten für Unmut sorgt, wird eventuell einen Schwund von Besuchern bemerken, da seine Verfehlungen nun im Internet nachzulesen sind. Ein Pharmakonzern, der wegen mangelndem Umweltschutz in die Schlagzeilen gerät, wird feststellen, dass große Teile des Umsatzes zum Konkurrenzprodukt abwandern… die Patienten sind voll vernetzt, bestens informiert und wissen genau, was sie wollen. Dass dies für die Menschen am anderen Ende des Stethoskops nicht immer einfach ist, versteht sich von selbst.
Für die Angestellten stellt die Digitalisierung selbst oft ein diffuses Schreckensszenario dar: Ängste um die eigene Ersetzbarkeit, den Zwang zur ständigen Erreichbarkeit und Mehrarbeit oder Sorge um das Fortbestehen des Unternehmens vermischen sich mit der negativen Konnotation, mit der die Begriffe rund um die Digitale Transformation im Deutschen bereits belegt sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass eine der wichtigsten Erkenntnisse aus den ersten Jahren von Digitalisierungsmaßnahmen die enorme Wichtigkeit einer empathischen Kommunikation innerhalb der Unternehmen war.
Es gibt jedoch auch deutlich positive Aspekte der medizinischen Digitalisierung zu nennen: durch den drastisch sinkenden Verwaltungsaufwand etwa bleibt mehr Zeit für das wesentliche – die Versorgung der Patienten. Durch weniger Zeit, die etwa für Terminkoordination, Schichtpläne oder die Inventarplanung eingesetzt werden muss. Auch die einfachere Verfügbarkeit von medizinischen Informationen ist ein Segen für Dienstleister, die bisher durch bürokratische Hürden ausgebremst wurden. So lassen sich Handlungsempfehlungen, Best Practices und Forschungsergebnisse leicht und unkompliziert abrufen und unterstützen so die medizinische Arbeit. Auch scheinbar einfache Probleme wie Sprachbarrieren können durch neue Technologien wirksam behoben werden.
Auch für Unternehmen, die zum medizinischen Feld zählen, aber keinen Patientenkontakt haben, ergeben sich Vorteile: das verbesserte Feedback und die vereinfachte Datenlage, die mit einer Digitalen Transformation einhergehen, erleichtern die persönliche Arbeit.
Und selbstverständlich gelten die allgemeinen, branchenunabhängigen Vorzügen einer digitalen Arbeitsweise, wie etwa mehr Spaß bei der Arbeit dank verringerter Bürokratie, bessere Work-Life-Balance dank effizienterer Arbeitsweise etc. auch hier.
Wie läuft die Digitalisierung in der Medizin ab?
Der „Startschuss“ für die digitale Transformation eines medizinischen Unternehmens ist in fast allen Fällen ein geänderter Umgang mit Daten. Die datengestützte und evidenzbasierte Entscheidungsfindung benötigt ein entsprechendes Big Data Fundament. Erfahrungen zum Beispiel aus dem Vereinigten Königreich zeigen, dass eine dezentrale Verarbeitung der Patientendaten in einer Blockchain ideal wäre, aus unterschiedlichen Gründen jedoch für absehbare Zeit ein Wunschtraum bleiben wird. Nichtsdestotrotz ist es für die Digitalstrategie eines Unternehmens unerlässlich, den Wert von Daten zu verstehen und zu nutzen.
Wie Sie sich vorstellen können, stellt dieser Datenfokus höchste Ansprüche an Ihr Sicherheitskonzept. Die Datensicherheit hat absolute Priorität und sollte von Experten gestaltet werden. Nicht nur aus rechtlicher Sicht ist ein Datenleck katastrophal; auch für das Vertrauen Ihrer Kunden sind die Folgen verheerend. Ruhen Sie sich daher niemals auf der Sicherheit Ihres Data Warehouses aus; wie viele andere Aspekte der Digitalen Transformation ist auch Ihr Sicherheitskonzept einem stetigen Wandeln unterworfen und muss sich konstant an die geänderten Bedrohungslagen anpassen. Ihre Datenschutzstrategie sollte neben den technischen Facetten unbedingt auch Aspekte wie die Kommunikation für den „Fall der Fälle“ und die Sensibilisierung Ihrer Mitarbeiter für den Datenumgang enthalten.
Auf Grundlage dieser Daten kann dann im zweiten Schritt eine Digitalisierung durch neue Technologien erfolgen, um positive Veränderungen in der Arbeitsweise und den Ergebnissen zu erzielen. Hierfür ist der frühzeitige Aufbau von Know-how im Bereich künstliche Intelligenz zu empfehlen, da dieses Wissen sonst früher oder später teuer eingekauft werden muss. Durch die exponentiellen Effekte von Machine Learning Einsatz im BI Umfeld erreichen Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile. Den Erkenntnisgewinn in konkrete und lohnende Handlungsempfehlungen umzusetzen ist dabei oft der schwerste Teil. Durch die Kennzahlenanalyse lassen sich Potenziale und Probleme aufzeigen, deren Lösungen im Anschluss durch Tests mittels künstlicher Intelligenz validiert werden. In der Praxis zeigen sich jedoch vor allem in der Startphase Schwierigkeiten, diese Lösungen bis zur Umsetzungsreife zu bringen – lassen Sie sich hiervon nicht entmutigen; die positiven Entwicklungen werden sich zu einem späteren Zeitpunkt gegenseitig verstärken und die anfängliche Durststrecke rechtfertigen.
Die Digitale Transformation ist jedoch kein IT-Strategiepapier, in dem es ausreicht, genug Punkte abzuhaken um sich im Anschluss „Digital“ in die Unternehmensbiografie schreiben zu können. Die primären Veränderungen entstehen im Selbstverständnis des Unternehmens und der veränderten Kommunikation und Arbeitsweise. Dieser niemals endende Prozess stellt Menschen unabhängig von der Position und der Branche vor schwierige Veränderungen. Daher ist auch die Verwendung moderner, digitaler Technologien nur ein Katalysator auf dem Weg zu echter Transformation.
Ein wichtiger Indikator dieser neuen Arbeitsweise ist die Umsetzungsgeschwindigkeit für Neuerungen – egal ob technischer- oder Business-Natur. Das mittlere Management brauchte 6 Monate, um sich auf eine neue Datenschutzstrategie zu einigen? Eine Abteilung hat es trotz moderner Kommunikationsmittel und Datenverwaltungssoftware auch nach Wochen nicht geschafft, Ausfallsicherheit herzustellen? Diese Anzeichen sprechen dafür, dass es nicht technische Aspekte sind, die einer Digitalisierung im Wege stehen, sondern Kulturelle. Unterschätzen Sie nicht die Macht, die Ihre Prozesse und Strukturen auf die Unternehmensidentität ausüben. Ältere Mitarbeiter etwa haben sich teilweise über Jahrzehnte an Arbeitsabläufe gewöhnt und tendieren oft dazu, Änderungen an Selbigen kritisch zu hinterfragen. Geben Sie ihnen das gute Gefühl, dass ihre Bedenken gehört werden und Sie sichern sich ihre langfristige Unterstützung.
Es ist keine Schande sich einzugestehen, dass vor der Digitalisierung erst einmal ein Kulturwandel im Unternehmen nötig ist.
Alle Zeichen stehen auf „Digital“
Die Digitalisierung bietet für die Medizintechnik unzählige Möglichkeiten – mehr noch als für die meisten anderen Branchen. Machen Sie sich daher auf tief greifende Veränderungen gefasst. Zwar schadet es sicher nicht, diesen Neuerungen mit gesunder Skepsis zu begegnen; für Zukunftsangst ist jedoch kein Platz, denn die Potenziale überwiegen eindeutig gegenüber den Gefahren.
Erkennen Sie die Bedeutung von Daten als wertvolles Gut, sparen Sie niemals an Ihrem Sicherheitskonzept und achten Sie darauf, auch die Mitarbeiter und Ihre Unternehmenskultur durch empathische Kommunikation mit auf den Weg zu Digitaler Transformation zu nehmen. Dann steht Ihrem nachhaltigen Erfolg nichts im Weg.