Unter den Begreifen „Smart Home“, „Home Automation“ oder „Domotics“ fasst man alle Bemühungen zusammen, den Bewohnern eines Hauses oder Wohnung ihren Aufenthalt dort durch Automatisierung und Digitalisierung angenehmer und einfacher zu gestalten.
Die größtmögliche Gemütlichkeit und Nutzerfreundlichkeit in den eigenen vier Wänden war schon immer ein lohnendes Ziel. Was mit – heute selbstverständlichen – Verbesserungen wie der Fernbedienung für den Fernseher oder Jalousien statt Fensterläden begann, hat durch die fortschreitende Digitalisierung nicht nur neue Fahrt aufgenommen, sondern auch ein ganzes Arsenal neuer technischer Möglichkeiten hinzugewonnen. Wer es ganz genau nehmen möchte, kann auch frühe Erfindungen wie die Waschmaschine oder den Wasserboiler als Automatisierung sehen und die Anfänge dieses Trends so bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen.
Smart Home Lösungen umfassen heute oft Funktionen wie automatisierte Türschlösser, Temperaturregelung und Beleuchtung oder Musik- und TV-Anlagen. Auch scheinbar einfache Systeme wie Staubsaugerroboter oder Rauchmelder fallen theoretisch in diese Kategorie. Die Liste an möglichen Einsatzzwecken ist lang.
Gesteuert werden Domotic Anwendungen heute üblicherweise vom eigenen Smartphone oder einem Tablet aus. Aber auch fest verbaute Steuerungseinheiten sind nicht ungewöhnlich und erinnern uns im Design manchmal an einfache Thermostate. Dank der Automatisierung, die einen wichtigen Bestandteil des Gesamtkonzepts darstellt, sollte die regelmäßige, manuelle Steuerung aber mehr und mehr zur Seltenheit werden.
Smart Homes bilden heute einen noch überschaubaren, aber stetig wachsenden Markt. Einzelne Anwendungen (z.B. Rasenmäherroboter) aus dieser Kategorie erfreuen sich bereits weiter Verbreitung, während die Verwendung von Komplettsystemen noch eher schleppend anläuft.
Definition „Smart Home“
Unter einem Smart Home versteht man zuerst einmal lediglich ein automatisiertes Wohnhaus/eine Wohnung. Theoretisch kann diese Automatisierung bereits in Form eines simplen Bewegungsmelders realisiert werden, der ein Licht aktiviert. Im täglichen Gebrauch sind jedoch eher umfangreichere Systeme gemeint, bei denen mehrere Geräte gleichzeitig bedient oder automatisch gesteuert werden können. Eine übliche Sichtweise ist etwa, dass Smart Automation Beleuchtung, Klima und Unterhaltungselektronik umfassen muss, um die Definition zu erfüllen.
Die einzelnen Teile des Systems werden üblicherweise über einen zentralen „Hub“ gesteuert, der das Herzstück der Anlage bildet. Der Zugriff erfolgt heute meist über Smartphone- oder Tablet-Apps, um Einstellungen oder Änderungen vorzunehmen.
Da die Mehrzahl der Smart Home Endgeräte mit dem Internet verbunden sind, bildet oft auch das Hausinterne WiFi Netz ein wichtiges Rückgrat der Domotic. Ein solches Online-System ist außerdem ein zentraler Baustein von Internet-of-Things (IoT) Konzepten und wird im Zusammenhang mit diesen entsprechend häufig erwähnt.
Definition Digitalisierung
Unter Digitalisierung versteht man, ganz nüchtern betrachtet, lediglich das Übertragen von ehemals analogen Vorgängen hin zu Digitalen. Auch wenn uns dieser und ähnliche Begriffe aktuell verstärkt begegnen, handelt es sich dabei doch um einen sehr alten und einfachen Prozess, denn fast jede Form von Digitalisierung wird mit Effizienzsteigerungen, Kostensenkungen und neuen, bisher ungekannten Möglichkeiten belohnt. Kein Wunder also, dass wir Menschen schon immer sehr an ihr interessiert waren.
Durch den immer schneller werdenden technischen Fortschritt und die wechselseitige Unterstützung (neue Technologien ermöglichen neue Technologien ermöglichen neue Technologien …) gewann die Digitalisierung in den letzten Jahren derart an Geschwindigkeit, dass sie mittlerweile in alle Bereiche unseres Lebens eingedrungen und von dort nicht mehr wegzudenken ist. Diese Digitale Transformation ist ein technologischer, soziokultureller, wirtschaftlicher und intellektueller Prozess, der gigantische Umwälzungen mit sich bringt.
Insbesondere für Unternehmen entstehen durch die Digitale Transformation bisher ungeahnte Möglichkeiten – sie lauert jedoch auch mit erheblichen Gefahren auf, insbesondere, wenn sie ignoriert wird.
Smart Homes als Teil der Building Automation
Die Idee, die eigenen vier Wände mit modernen Geräten zu automatisieren und sie für die Bewohner komfortabler zu gestalten, ist nicht neu. Da diese Bestrebungen aber stets mit erheblichem technischem Aufwand verbunden waren, sträubten sich Privatpersonen häufig vor den damit verbundenen Kosten.
In Unternehmen hingegen amortisierten sich solche Ausgaben schon immer deutlich schneller, weshalb die Wirtschaftswelt in Sachen Gebäude-Automatisierung auch schon einige Schritte weiter ist: Hier sind automatische Schließanlagen mit ID-Karten bereits gang und gäbe und auch Licht brennt in den Fabrikhallen des Landes nicht einfach fröhlich vor sich hin, sondern aktiviert sich, wenn Personal im Raum ist und schaltet sich nach verlassen entsprechend ab.
Erst mit der einsetzenden Digitalisierung wurden Smart Homes zu bezahlbaren Optionen. So sind die Smartphones, die heute nahezu jeder Mensch besitzt, als Steuergeräte völlig ausreichend – teure Interfaces entfallen dadurch. Auch ein Hauseigenes WiFi zählt zum absoluten Standard und erlaubt ein einfaches Vernetzen der eingesetzten Endgeräte. Weitere Vorteile, wie ein größeres Angebot und generell gesunkene Preise für Elektronikartikel, beförderten Smart Homes von einem Nischen-Produkt für Technik-Freaks zu einem interessanten Trendthema.
Einsatzmöglichkeiten
Zu den klassischen Anwendungsfällen für Domotic Produkte zählen die Steuerung des Lichtes, der Heizung/Klimaanlage sowie Entertainment-Systeme wie Lautsprecher und Fernsehgeräte. Daneben sind aber auch unzählige weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar und zahlreiche entsprechende Produkte überschwemmen den Markt.
Licht lässt sich sowohl zentral über eine entsprechende Lichtanlage steuern als auch direkt an der jeweiligen Lampe installieren. Wer den Aufwand großer Umbauarbeiten scheut, ist dementsprechend mit Nachrüst-Sets gut beraten: Diese können oft auch von Laien direkt hinter den Lichtschalter verbaut werden und lassen sich, je nach Modell, per App oder Fernbedienung steuern.
Auch bei der Heizung muss kein neues, smartes System angeschafft werden. Wer bereits über ein digitales Thermostat verfügt, kann auch hier durch zusätzliches Nachrüsten schnell zur Automatisierung übergehen. Selbst für alte, mechanische Dreh-Regler an Heizkörpern gibt es digitalen Ersatz. Wer über eine moderne Klimaanlage verfügt, wird mit hoher Wahrscheinlich bereits ab Werk über entsprechende Verbindungsmöglichkeiten verfügen. Ältere Geräte können mit Rücksprache beim Hersteller ebenso nachgerüstet werden.
Mit dem Einzug der Smart-TVs in unsere Wohnzimmer wurden Entertainment Geräte zu einem der am schnellsten und einfachsten vernetzbaren Bauteile des Smart Homes. Wie der Name schon vermuten lässt, verfügen sie über zahlreiche entsprechende Funktionen und können teilweise sogar weitere Geräte mitsteuern.
Viele Haushaltsgegenstände sind heute darüber hinaus mit Automatisierungsschnittstellen ausgestattet. Darunter fallen etwa die Schlafzimmerlampen, die mit dem intelligenten Wecker gekoppelt sind und uns morgens sanft wecken oder die Kaffeemaschine, die unseren Cappuccino bereithält, wenn wir aus der anschließenden Dusche steigen. Und natürlich weiß das Badezimmer, wer gerade in ihm ist und nimmt entsprechende Einstellungen bei der Wassertemperatur vor, während die Lieblingsmusik aus den Lautsprechern tönt.
Ein wichtiger, wenn auch nicht unumstrittener Punkt, sind darüber hinaus Schließanlagen. Den Zugang zu unserer Wohnung per App freizugeben oder zu sperren verlangt ein hohes Grundvertrauen in die dahinterstehende Technik, verspricht aber gleichzeitig zusätzlichen Komfort. So kann dem Paketboten Zugang zum Windfang/Hausflur erteilt werden, ohne die Privatsphäre des eigentlichen Wohnraumes zu verletzten – und ohne selbst anwesend sein zu müssen.
Ein wichtiges Bauteil: die Sensoren
Neben den offensichtlichen Bestandteilen eines Domotic Systems, wie Smart Home-Fähigen Geräten, zeigt sich die ganze Leistungsfähigkeit oft erst durch die Verwendung entsprechender Sensoren: Sie befähigen die Anlage zu umfassender und personalisierter Automatisierung.
Zu den bekanntesten und naheliegendsten Optionen zählen sicherlich Bewegungsmelder, die Licht in einem Teil unsere Wohnung automatisiert anschalten. Klassische Einsatzfelder sind, neben dem Außenbereich, vor allem Flure, die in der Regel häufiger frequentiert werden als andere Räume. Nervendes An- und Ausschalten des Lichts entfällt hierdurch. Sie können jedoch auch für komplexere Aufgaben eingesetzt werden: Alle Personen innerhalb des Hauses lassen sich durch solche Sensoren zu jedem Zeitpunkt erfassen. Da das Smart Home dadurch weiß, wo sich die Bewohner aufhalten, weiß es im Umkehrschluss auch, welche Räume verlassen sind und kann dort automatisch die Beleuchtung ausschalten, die Temperatur reduzieren oder uns per Nachricht warnen, wenn in einem unbenutzten Raum ein Fenster seit X Minuten offen steht.
Um ein offenes Fenster zu erkennen sind wiederum Kontakt-Sensoren hilfreich. Diese winzigen Geräte werden an Fenstern, Türen, Garagentoren usw. angebracht und geben ein Signal ab, wenn der jeweilige Zugang geöffnet oder geschlossen wurde. Damit lassen sich nicht nur Sicherheitskonzepte realisieren, die bei Einbrüchen warnen; Es ist auch möglich, eine Meldung zu erhalten, wenn zum Beispiel der Kühlschrank längere Zeit offen steht. Auch die eigenen Gewohnheiten lassen sich hiermit gut erfassen und analysieren. Wann habe ich diese Woche das Haus verlassen und wann kam ich von der Arbeit zurück (Sensor in der Eingangstür)? Lüfte ich genug oder vielleicht sogar zu viel (Sensoren an den Fenstern)? Wie oft kommt und geht mein Haustier durch die Katzenklappe in der Balkontür? Hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten.
Mit dem Einsatz von Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren können häufig erhebliche Einsparungen bei den Heizkosten erzielt werden. Die einzelnen Räume lassen sich damit je nach Nutzungszeit und gewünschter Temperatur analysieren und ideale Zeitpunkte für das Lüften, Heizen oder klimatisieren bestimmen. Wer zum Beispiel jeden Tag zur gleichen Uhrzeit in den verdienten Feierabend startet und es dabei gern mollig warm hat, kann das System die ideale Heizphase bestimmen lassen und anhand der Empfehlungen etwa Türen zu wärmeren Bereichen des Hauses offen halten. Natürlich sind solche Sensoren nur in Verbindung mit Thermostaten oder Heizreglern sinnvoll, an die sie ihre Daten weitergeben und entsprechendes Heizen oder Kühlen veranlassen können. Für das reine Erfassen einer Temperatur zu Informationszwecken ist ein Thermometer die deutlich einfachere Variante.
Die am weitesten verbreiteten Sensoren, auch wenn sie nicht immer als solche kategorisiert werden, sind Smart Speaker wie etwa Amazons Echo („Alexa“), Apples HomePod oder Google Home. Sie empfangen Sprachbefehle und können diese an andere Systeme weitergeben. Damit fungieren sie bei Bedarf auch als Hub, also eine zentrale Steuerungseinheit für das jeweilige Domotic System. Durch ihre weite Verbreitung können sie als das Standardgerät für Smart Homes betrachtet werden. Allein im Jahr 2019 wurden weltweit 150 Millionen solcher intelligenter Assistenten verkauft.
Warum noch nicht jeder in einem Smart Home wohnt
Während Home Automation mit geringem Umfang, also zum Beispiel ein Smart Speaker, der auch das Licht steuern kann, sich großer Beliebtheit erfreut und einfach zu realisieren ist, bleibt die vollständige Automatisierung aufwändig und teuer.
Umfangreiche Systeme leiden dabei zum einen unter mangelnder Interkonnektivität: während die Steuerungseinheit von Hersteller X ideal für die eigenen vier Wände erscheint, lässt sie sich leider nicht mit den Lichtschaltern von Hersteller Y kombinieren, die günstig und leicht einzubauen wären. Und der intelligente Kühlschrank kann leider keine Verbindung zur Steuerungseinheit herstellen, ohne eine weitere Schnittstelle vom selben Hersteller, die nochmal X Euro kostet… Wer sich ernsthaft für ein ausgereiftes Domotic System interessiert, kommt daher oft nicht darum herum, ein Gesamtpaket zu kaufen – und tausende von Euros auf der Strecke zu lassen.
Das andere, große Problem des Themenfeldes ist der mangelnde Support durch die Hersteller sowie deren schneller Wechsel des Produktkatalogs. Das neu angeschaffte Lautsprechersystem, dass in jedem Raum unterschiedliche Musik für verschiedene Bewohner abspielen kann, ist möglicherweise schon nach wenigen Monaten nicht mehr im Programm und erhält keine Software-Updates. Bei den Versuchen, die Geräte mit dem neuen Alexa Assistenten zu verbinden, steht der Besitzer plötzlich allein da.
Home Automation Hersteller, ihre Produktpolitik und Kundenbetreuung genießen seit Jahren einen derart schlechten Ruf, dass man sich nicht immer sicher sein kann, ob man gerade einen Erfahrungsbericht oder einen Loriot-Sketch liest. Verdient oder nicht; viele Interessenten schrecken aufgrund der Horror-Geschichten vom Kauf zurück.
Wer trotz allem den Schritt wagen und den eigenen Wohnraum intensiv Automatisieren will, hat es bei Neubauten oder umfangreicheren Sanierungen am einfachsten. Zwar sind heutige Geräte nahezu durchgängig über WiFi Verbunden und oft Batteriebetrieben, sodass sie sich nahezu überall platzieren lassen. Insbesondere wenn raumübergreifende Heizlösungen, Schließ- und Sicherheitssysteme oder automatische Rollläden installiert werden sollen, ergeben sich für die Bauherrin oder den Bauherren erhebliche Vorteile bei Planung und Realisierung.
Fazit
Smart Homes sind keine Zukunftsmusik – allein schon deshalb, weil sie sich mit geringem Umfang jederzeit in fast jedem Gebäude realisieren lassen. Der große Erfolg von Smart Speakern leistet dieser Entwicklung dabei enormen Vorschub. Die digitale Steuerung und Automatisierung einzelner Geräte ist daher längst Normalität: Die Kaffeemaschine vom Bett aus via Smartphone zu aktivieren ist, Digitalisierung sei Dank, Alltag.
Umfangreichere Systeme leiden aber nach wie vor unter schlechter bis unmöglicher Konnektivität zwischen verschiedenen Herstellern sowie oft hohen Preisen. Die komplette Automatisierung aller Funktionen innerhalb der eigenen vier Wände scheint daher auf absehbare Zeit ein Hobby für engagierte Tüftler zu bleiben. Bis heute zeichnet sich kein klarer Marktführer ab, auf dessen Produkte man setzen könnte, ohne befürchten zu müssen, nach kurzer Zeit im Regen zu stehen.