Disagree and Commit Blogcast
Warum sollten Sie über Disagree and Commit und Konsent Findung lernen?
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Konsent und Konsens?
Was ist die Disagree and Commit Konsent Findung?
Die Entscheidungsfindung im Konsent kommt ursprünglich aus der Soziokratie. Sie hat ein effektives und schonendes Arbeiten mit Ressourcen zum Ziel. Das Disagree and Commit Prinzip bei Amazon hat die Konsent Findung als Grundlage. Ist eine Entscheidung getroffen, muss sie nicht der Konsens von allen sein, lediglich soll hinter der Entscheidung gestanden werden und ein Handeln ermöglicht werden. Die unterschiedliche Meinung wird in dieser Methode besonders geschätzt und Widersprüche gewürdigt. Es heißt also nicht, dass andere Meinungen ignoriert werden, sondern dass Sie angehört und respektiert werden. Das soll aber nicht zur Lähmung führen bis ein Konsens erreicht ist. Stattdessen wird mit der Unterstützung aller das Risiko eingegangen, eine Idee umzusetzen, die widersprüchlich ist. Nur so kann Innovation entstehen, denn im Konsens sind Unternehmen zu langsam unterwegs und setzen leider oft nur faule Kompromisse um. Auch die Meinung, dass Konflikte sinnvoll sind, bevor eine Entscheidung getroffen wurde, aber danach negative Auswirkungen haben, kommt in diesem Managementprinzip zum Tragen.
Die Disagree and Commit Methode setzt auch auf gegenseitiges Vertrauen. Sie setzt voraus, dass man auch hinter Entscheidungen stehen kann, wenn man ihnen nicht zustimmt. Das kann vom Chef vom Mitarbeiter verlangt werden, aber auch umgekehrt dem Vorgesetzten einiges abverlangen, den Mitarbeitern zu vertrauen, mit einer Entscheidung fortzufahren, mit der er oder sie nicht ganz einverstanden ist. Wird das Disagree and Commit Prinzip verwendet, sollte es also keine Einbahnstraße sein und immer nur von den Mitarbeitern verlangt werden, sondern unbedingt auf Gegenseitigkeit beruhen. Das kann als Führungskraft natürlich manchmal schwer sein. Zur erfolgreichen Umsetzung muss es aber ebenso auch von Führungskräften verlangt werden, sich trotz Widerspruch zu einer Idee oder Entscheidung zu verpflichten. Das unterstreicht der Amazon CEO Jeff Bezos besonders, er sagt, dass er ständig Disagree and Commit anwendet, wenn jemand ihm einen Vorschlag macht. Das Konzept verhält sich allerdings konträr zu dem, was in den meisten Unternehmen angewendet wird. Mitarbeiter „verschwenden“ viel Zeit und Energie darauf, Vorgesetzte und Kollegen von ihrer Idee zu überzeugen, anstatt diese Zeit und Energie für Sinnvolles und Nutzenspendendes zu verwenden. Auch Führungskräfte untereinander diskutieren stundenlang und oft erfolglos, um eine Lösung zu finden, die alle zufrieden stellt. Diese Lösung ist meist minderer Qualität, da Risiko und Konflikt gescheut werden. Dies alles soll durch das Disagree and Commit Prinzip vermieden werden.
Kritisiert werden kann die Disagree and Commit Methode hinsichtlich der Motivation. Ist man nicht wirklich überzeugt von einer Entscheidung, fühlt sich aber dennoch dazu verpflichtet, kann das zu suboptimalen Ergebnissen führen. Die Arbeitsleistung kann durch die fehlende Motivation abnehmen und die Zufriedenheit und Leidenschaft für das Thema sinken. Auch im direkten Kontakt mit Kunden kann dies zur Gefahr werden, wenn Kunden spüren, dass die Mitarbeiter des Unternehmens nicht voll und ganz hinter der Sache stehen. Außerdem sollte das Konzept nicht verwendet werden, um Konflikten aus dem Weg zu gehen und ohne zu hinterfragen alles abzusegnen. Das würde genau das Gegenteil erreichen von dem, was Amazon durch die Umsetzung dieses Konzeptes erreichen möchte.
Das Disagree and Commit Prinzip sollte also mit Bedacht angewendet werden und die Vor- und Nachteile gründlich und situationsspezifisch abgewogen werden.
Anwendung und Umsetzung der Disagree and Commit Konsent Findung
Um einen Konsent in einem Meeting oder ähnlichem zu finden, muss der Prozess moderiert werden. Die Größe der Gruppe sollte auf 6 Leute beschränkt werden, damit sich der Prozess nicht zu sehr in die Länge zieht und alle Standpunkte zum Thema gehört werden können.
Amazon-Chef Jeff Bezos ‚Two Pizza rule‘: Bei einem Meeting dürfen genau so viele Leute anwesend sein, wie von 2 Pizzen satt werden.
Idealerweise definieren Sie vor dem Meeting ein Ziel, damit alle auf dem gleichen Nenner sind und Sie gemeinsam auf dieses Ziel hinarbeiten können. So lässt sich auch überprüfen, ob das Meeting erfolgreich war. Liegen schon Lösungsansätze für das gewisse Problem vor, lohnt es sich, diese vorher bereits zusammenzutragen, um die Zeit im Meeting effizienter zu nutzen.
Das Ziel der Entscheidung, die im Meeting getroffen werden soll, sowie die bereits vorliegenden Lösungsansätze sollten Sie zu Beginn des Meetings allen Beteiligten kommunizieren. Sind Ihre Mitarbeiter oder Kollegen noch nicht mit dem Prinzip der Konsent Findung vertraut, sollten Sie auch den Ablauf und die Vorteile dieser Methode kurz erklären.
Alle Teammitglieder werden zunächst angehört, Bedenken dürfen geäußert werden und werden angenommen. Auch Fragen werden beantwortet und geklärt. Gibt es schwerwiegende Einwände, muss die Entscheidung entsprechend abgeändert werden, bis es keine solche Einwände mehr gibt. Dann gilt die Entscheidung als getroffen. Alle Anwesenden sollten jetzt wirklich hinter der Entscheidung stehen, auch wenn sie Widersprüche haben. Die getroffene Entscheidung ist im Auge einiger nicht perfekt, aber das Risiko wert, es zu versuchen.
Am besten unterstützen Sie diese Methode mit Notizen auf einem Flipchart. Auch die endgültige Entscheidung sollte unbedingt visuell festgehalten werden. Die Atmosphäre sollte wirklich fördern, dass jeder Anwesende sich gehört und ernstgenommen fühlt und auch nicht so extrovertierte Mitarbeiter ihre Meinung offen sagen und eventuelle schwerwiegende Einwände äußern.
Fazit
Die Disagree and Commit Methode ist ein ausgezeichnetes Managementwerkzeug, um schnelle, effiziente und innovative Unternehmen zu schaffen. Nicht nur Amazon, auch andere große Unternehmen, wenden dieses Prinzip an und sind damit sehr erfolgreich. Es lohnt sich also, die Konsent Findung à la Amazon einmal auszuprobieren und selbst zu erleben. Vorteile sind neben der Schnelligkeit von Entscheidungsfindungen, die Fairness der Methode und ein großer Spielraum für Entscheidungen. So können qualitativ hochwertigere Entscheidungen getroffen werden und schneller in die Tat umgesetzt werden. Auf diesem Weg lassen sich weitaus mehr neue Angebote etc. in der Praxis testen, die die Chance auf Erfolg haben.